Arsen im Reis – auf die Menge kommt es an

Schon Agatha Christies Kriminalromane weisen auf die Giftigkeit von Arsen hin. Arsen ist ein Halbmetall und ein weit verbreiteter Schadstoff. Er kommt in der Umwelt, in geringen Konzentrationen, im Boden, Wasser und Luft, aber auch als Bestandteil von vielen Mineralien (z.B. aus Verbrennung fossiler Brennstoffe, aus Bergbau und Industrie) vor. Größere Mengen Arsen wurden auch in Reis und in Algen gefunden.

Was macht Arsen in unserem Körper?

Jede Arsenform weist unterschiedliche Eigenschaften, Bioverfügbarkeit und toxikologische Effekte auf. Organische Arsenverbindungen werden zu 70% von unserem Körper aufgenommen und in alle Organe verteilt, wobei auch die Plazentaschranke überschritten werden kann. Daher gelangt Arsen auch zum Ungeborenen. Für organisches Arsen liegen keine Studien hinsichtlich einer akuten Toxizität vor.

Anorganisches Arsen hingegen, wird meistens vollständig und schnell absorbiert, wobei die Löslichkeit der Verbindung und die Gegenwart anderer Lebensmittelbestandteile einen Einfluss auf die Aufnahme haben. Es ist giftig! Anorganisches Arsen kann nach akuter Einnahme zu diversen Auswirkungen im Magen-Darm-Bereich, Herz-Kreislauf-System, den Nieren sowie dem Nervensystem führen. In der Literatur wird eine akute tödliche Dosis nach Verschlucken von 1-5 mg Arsen/kg Körpergewicht beschrieben.
Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) wird anorganisches Arsen als „krebserregend für den Menschen“ eingestuft, da ein Zusammenhang zwischen einer hohen Aufnahme und Haut-, Lungen- und Blasenkrebs belegt werden konnte. Allerdings weiß man noch nicht, wie hoch das Risiko im Alltag ist. Für Arsen gibt es derzeit keine festgelegten Höchstgehalte in Lebensmitteln.

Ab dem 1. Januar 2016 werden für Arsen folgende festgelegte Höchstgehalte in LM gelten:

* Geschliffener Reis, nicht parboiled** (polierter oder weißer Reis): 0,20 mg/kg
* Parboiled-Reis und geschälter Reis: 0,25 mg/kg
* Reiskekse, Reiswaffeln, Reiskräcker und Reiskuchen: 0,30 mg/kg
* Reis für die Herstellung von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder: 0,10 mg/kg


** Durch Bedämpfen des ungesättigten Reises gelangen bis zu 80% der Vitamine und Mineralstoffe in den Kern und bleiben trotz Schälen erhalten. Der Arsengehalt in Reis ist bei Nassanbau (Italien) höher als bei herbizid intensiven Trockenanbau (Spanien). Vollkornreis wird in dieser Empfehlung nicht erfasst. Man muss aber mit höheren Werten rechnen, weil Arsen auch in den Randschichten vorkommt.

Laut EFSA werden als maximale Aufnahme höchstens 0,3 bis 8 µg anorganisches Arsen pro kg Körpergewicht pro Tag vorgeschlagen. Nehmen wir als Grundlage für Kinder mit einem Jahr ein Körpergewicht von 10 Kilo an und den unteren Wert als Berechnungsbasis (0,3 µg/kg Körpergewicht täglich), dann liegt die Höchstmengenaufnahme für ein Kleinkind von 12 Monaten bei 3 µg anorganischem Arsen am Tag. Wie ist es, wenn ich Reisdrinks verwende? In 1 Liter Reisdrink sind etwa 20 µg anorganisches Arsen enthalten.

Ein Einjähriges könnte daher 150 ml Reisdrink trinken, ein 8 Monate altes Kind (mit einem Körpergewicht von 9 Kilo) könnte bedenkenlos 135 ml Reisdrink trinken - allerdings nur, wenn keine anderen Reisprodukte aufgenommen werden. Erwachsene, für die 8 µg anorganisches Arsen pro kg Körpergewicht pro Tag als Grenze vorgeschlagen werden, könnten bedenkenlos ca. 4 Liter Reisdrink am Tag trinken, wenn Sie keine sonstigen Reisgerichte zu sich nehmen. In welchen Lebensmittel kommt Arsen vermehrt vor? Anorganisches Arsen wird hauptsächlich über Lebensmittel aufgenommen, vor allem über Reis und Algen. Aber auch über Getreideprodukte, Fisch sowie Meeresfrüchte und Obst- und Gemüseprodukte. Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel für besondere Zwecke, enthalten häufig Algen bzw. arsenhaltige Tonerde (Heilerde). Auch bestimmte Salzsorten werden mit Algen angereichert.

Laut der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) nimmt die österreichische Bevölkerung durchschnittlich folgende Mengen an anorganischem Arsen pro Tag auf: Kinder 0,15 µg, Frauen 0,16 µg, Männer 0,13 µg/kg Körpergewicht. VielverzehrerInnen von „Reis und Brot“ bzw. „Reis und Obst“ nehmen durchschnittlich 0,29 µg (Kinder), 0,44 µg (Frauen) und 0,39 µg (Männer) anorganisches Arsen/kg Körpergewicht am Tag auf. Höhere Aufnahmen sind vor allem bei Weizenunverträglichkeit und Zöliakie wahrscheinlich, weil dann oft Reis die Getreidebasis bildet.

Was bedeutet das für mein Kind? Reisprodukte - wie z.B. Reiswaffeln, Reisbrei, Reisgetränke und Reiskleie - sollen nicht täglich konsumiert werden, da der Gehalt an anorganischem Arsen darin deutlich höher ist als in Reis. Säuglingsmilch ist kaum betroffen. Die Europäische Kommission hat daher einen Höchstgehalt an Arsen für Reis festgelegt, der ab Anfang 2016 in Kraft tritt.

Wie minimiere ich das Risiko?

* Vermeiden Sie Anhäufungen, verwenden Sie also „Reismilch“ ODER Baby-Reisbrei ODER Baby-Gläschen mit Reis als Bestandteil in der Nahrung Ihres Kindes.
* Europäische Kinderärzte (ESPGHAN) empfehlen, dass Säuglinge und Kleinkinder Reisgetränke nicht als Getränk konsumieren sollen, weil sie kein ausreichender Milchersatz sind.
* Waschen Sie den Reis vor dem Kochen oder Dämpfen und gießen Sie das überschüssige Wasser nach dem Kochen ab!
* Essen oder trinken Sie auch als Erwachsener nicht täglich Reiswaffeln oder Reisgetränke. Zur Abwechslung können Sie auch aus anderen Getreidesorten, wie Couscous, Bulgur oder Hafer wählen!
* Glutenfreie Alternativen (bei Zöliakie) sind Kartoffeln, Mais, Quinoa, Buchweizen, Amaranth, Hirse, Kichererbsen oder Maroni!

Ernährungsdetektivisch unter die Lupe genommen bedeutet das: Es ist unvermeidbar, Arsen zu sich zu nehmen. Sie können aber durchaus die Menge regulieren.

AutorIn: Oliver Braun und Mag. Ingeborg Hanreich